In einer Zeit, in der digitale Geschäftsmodelle exponentiell wachsen, stehen auch etablierte ERP-Anbieter unter Druck, ihre Lösungen flexibler, nutzerzentrierter und schneller skalierbar zu gestalten. Während Enterprise-Resource-Planning-Systeme traditionell für Großunternehmen entwickelt wurden, zeigt die Innovationskraft vieler Start-Ups, wie sich Agilität und Kundennähe strategisch einsetzen lassen. Doch was genau können ERP-Anbieter von Start-Ups lernen – und wie lässt sich dieses Wissen in die Weiterentwicklung von ERP-Lösungen übertragen?
Start-Ups operieren mit schlanken Strukturen und iterativen Entwicklungsprozessen. Im Gegensatz zu starren Wasserfallmodellen setzen sie auf agile Methoden wie Scrum oder Kanban, um schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Für ERP-Anbieter bedeutet das: statt monolithischer Releases können modulare Updates und Cloud-native Architekturen einen klaren Wettbewerbsvorteil schaffen.
Viele ERP-Systeme sind historisch gewachsen und komplex in der Bedienung. Start-Ups hingegen stellen den User im Zentrum der Wertschöpfung. Intuitive Oberflächen, personalisierte Dashboards und mobile-first-Ansätze sind dort Standard. ERP-Anbieter können hiervon lernen, die User Experience (UX) nicht als Nebenschauplatz, sondern als strategisches Differenzierungsmerkmal zu begreifen.
Start-Ups wissen: Zeit ist der kritische Faktor. Lange Projektzyklen gefährden den Markteintritt. Daher setzen sie auf Minimal Viable Products (MVPs), die schnell implementiert und sukzessive verbessert werden. ERP-Anbieter könnten ähnliche Ansätze verfolgen, indem sie vorkonfigurierte Branchen-Templates anbieten und so die Time-to-Value ihrer Lösungen drastisch verkürzen.
Start-Ups bauen ihre Systeme fast ausschließlich Cloud-basiert auf – mit Fokus auf Skalierbarkeit, Integrationen und Automatisierung. Ein API-first-Ansatz ermöglicht es, Drittanwendungen nahtlos einzubinden und Ökosysteme zu schaffen. Für ERP-Anbieter bedeutet dies: weg von geschlossenen Systemen hin zu offenen Plattformen, die sich dynamisch an Kundenbedürfnisse anpassen lassen.
Neben Technologie spielt auch das unternehmerische Mindset eine Rolle. Start-Ups fördern eine Fehlerkultur, in der Experimente erwünscht sind und Lernen aus Fehlschlägen zur DNA gehört. ERP-Anbieter können durch interne Innovationsprogramme, Hackathons oder Co-Creation mit Kunden ähnliche Strukturen etablieren und ihre Produkte kontinuierlich optimieren.
Der ERP-Markt befindet sich im Wandel. Unternehmen erwarten heute nicht nur Funktionsvielfalt, sondern auch Flexibilität, kurze Implementierungszeiten und anwenderfreundliche Oberflächen. Von Start-Ups können ERP-Anbieter lernen, wie man Technologien konsequent kundenzentriert entwickelt und gleichzeitig ein Innovationsklima schafft, das schnelle Marktanpassungen ermöglicht.
Wer es schafft, die Stabilität etablierter ERP-Lösungen mit der Agilität von Start-Ups zu kombinieren, wird im digitalen B2B-Ökosystem nachhaltig erfolgreich sein.